KOMMENTAR
Von Marco Mendes, COO der Logivest Gruppe
Amazon investiert weitere zehn Milliarden Euro in Deutschland. Die Nachricht über die geplante Großinvestition ging Ende letzter Woche durch die Medien. Das Interessante dabei: Der Großteil des Geldes soll nicht für die Logistik, sondern für den Aufbau von Rechenzentren eingesetzt werden. Diese Entwicklung beobachten wir immer häufiger. Die Digitalisierung steigert auch den Bedarf an IT-Infrastruktur. Die Anfragen für passende Immobilien-Lösungen häufen sich.
2023 war Deutschland europaweit führend, was die Anzahl an Rechenzentren angeht. Einer der weltweit bedeutendsten Internetknoten befindet sich in Frankfurt am Main. Doch reicht dies aus?
Ähnlich einer Logistikimmobilie ist die Wahl des richtigen Standortes elementar. Neben dem limitierenden Faktor Fläche, spielt hier aber die Infrastruktur eine absolute Schlüsselrolle. Rechenzentren müssen Konnektivität bereitstellen – und dies mit minimaler Latenz. Keine einfache Aufgabe in einem Land, in dem der Netzausbau nur schleppend vorangeht. Und auch in puncto regenerative Energien, die für den nachhaltigen Betrieb eines Rechenzentrums enorm wichtig wären, sieht es nicht besser aus. Hinzu kommen bürokratische Hürden, wie beispielsweise die für den Bau oft erforderliche BImSchG-Genehmigung, die Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz, die in der Bundesrepublik gerne mal eineinhalb Jahre dauert.
Nur wenige Standorte in Deutschland entsprechen den komplexen Anforderungen und entwickeln sich zu Digitalisierungszentren. Für den Grad der Digitalisierung, den Deutschland erreichen möchte – und muss, um als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig zu bleiben – reicht dies bei Weitem nicht aus! Wir müssen also dringend unsere Hausaufgaben machen und die Themen Digitalisierung und Bürokratie in Einklang bringen.